Friday 24 May 2013

SIEBNAVIERZG

Orange Blossom Special 17

17. – 19. Mai 2013 in Beverungen

KoMa on Festivaltour.

Das diesjährige Motto des OBS war „Bleiben“.



Oder, in erster Nachbetrachtung: Wie erlebe ich fünf verschiedene Wettersituationen in zweieinhalb Tagen. Denn von Grau in Grau freitags nachmittags gings flugs über in ein Gewitter, dem dann Dauerregen folgte, worauf wieder Grau dran war, dann die Sonne für zwei Stunden rausschaute, dann der graue Nebel einfiel (plus extremem Temperatursturz), worauf sich sonntags morgens wieder grau einstellte und dieses sich dann in das strahlendste Blau änderte, nur um zum Abschluss wieder in strömenden Regen überzugehen.

So empfing uns das OBS zwar nicht ganz mottogemäss, aber ein echter Festivalgeher kann damit leben. Also flugs das Zeltchen aufgebaut. Der Campingplatz liegt idyllisch direkt an der Weser. Schnell ein Radlerchen getrunken und auf zum Festivalgelände. Dieses präsentiert sich ganz kuschelig als Garten der Glitterhouse Records Villa. Die Bühne ist einfach hinter dem Haus aufgebaut worden. Überall gibt es Stände und Sitzgelegenheiten. Und schattenspendende Bäume. :-)



Freitagsprogramm:

17:30 – 18:40 EVENING HYMNS

19:10 – 20:20 STEAMING SATELLITES

20:50 –22:00 TREETOP FLYERS

22:30 – 23:45 SLIM CESSNA’S AUTO CLUB

Die Evening Hymns und die Steaming Satellites haben wir noch verpasst.

Evening Hymns – Dead Deer

Steaming Satellites – Witches

Wir steigen dann zu den Treetop Flyers in den Ring. Diese fünf Jungs aus London schaffen es, britischen Sound mit amerikanischem Westküstensound zu verknüpfen und so Richtung Country Soul zu wandern. Schöne Lieder.

Treetop Flyers – Things Will Change

Slim Cessna, was gibts da noch zu sagen: Wahnsinnig, ist das eine Mischung. Southern-Gospel-Country-Gothabilly, und das als zelebrierte Halbmesse des Irrsinns. Wie dem auch sei: SPIN meinte sie seien die beste Liveband Amerikas. Wir dachten: Ganz cool, wiederholt sich aber irgendwann. Und außerdem: Stell doch mal einer den Regen ab hier!!!

Slim Cessna’s Auto Club – Three Bloodhounds, Two Shepherds, One Fila Brasileiro




Ja. Nörgeln zum Abschluss des ersten Abends. Kalt, nass, müde. Getting better on Saturday.

Samstagsprogramm:

11:30 –12:30 MICK FLANNERY

12:50 – 13:50 DANIEL NORGREN

14:10 – 15:10 THE FABULOUS PENETRATORS

15:30 – 16:30 CAROLINE KEATING

16:50 – 17:10 BOY DIVISION

17:40 - 18:40 SKINNY LISTER

19:10 – 20:15 WE INVENTED PARIS

20:45 – 22:00 NICK WATERHOUSE

22:30 – 23:45 DRY THE RIVER

Samstags morgens. Der Regen prasselt unaufhörlich auf das Zelt. Auf Mick Flannery wird aufgrund des Feuchtigkeitsüberschusses verzichtet.

Mick Flannery – Boston

Nach Frühstückchen im Zelt raffen wir uns auf und statten Daniel Norgren einen Besuch ab. Der 30-jährige Schwede im Holzfällerhemd und Barfuss rockt und bluest sich durch das Mississippidelta des amerikanischen Südens. Erdig, dreckig – so ist Rock’n Roll. :-)

Daniel Norgren – Let Me Go



Die Fabulous Penetrators und Caroline Keating lassen wir dann bei abklingendem Regen, zugunsten eines Lidlbesuches und einem anschließenden Essen beim Chinesen vor Ort, ihr Ding alleine durchziehen.

The Fabulous Penetrators – Invader Invader

Caroline Keating – Old Faithful

Ein Chop Suey (lecker) und ein Bami Goreng (nicht so ganz lecker) später zieht es uns zurück aufs Festivalgelände. Dort haben inzwischen die Hamburger „Boy Division“ die Bühne geentert. Deren Coverversionen sind brachial, rotzig und vor allem megaphonverzerrt. Wer‘s mag.

Boy Division – Can Your Pussy Do The Dog

Danach war Party angesagt. Wer Skinny Lister kennt weiss, dass hier von Anfang bis Ende Gas gegeben wird. Mit teils ältesten englischen, irischen und schottischen Volksliedern (John Kanaka) bringen sie die Menge zum Tanzen, feiern sich selbst und die Lust am Leben. Über allem kreist der „Flagon“ – ein mit Schnaps gefüllter Tonkrug. Liebenswerte Typen – spaßige Musik.

Skinny Lister – Rolling Over



Eher ruhige Klänge ließen daraufhin „We Invented Paris“ folgen. Die sympathischen Schweizer („Ihr sind jo hurageile Siacha“), eigentlich ein Künstlerkollektiv, schaffen atmosphärisch dichte Indie-Pop-Perlen. Auch hartgesottene Rocker würden dies als schön bezeichnen. :-) Ein unvergesslicher Moment mit unplugged-Session mitten im Publikum.

We Invented Paris – Iceberg



Direkt nach WIP rockten Skinny Lister nochmals. Diesmal die kleine Publikumsbühne. Aber wie. Ekstase, Freude, Rumgedance und Mitgegröle. Alles war dabei. Herrlich.
Nur der Anisschnaps war....bääääääääh. Danach brauchten wir unbedingt Stärkung in Form von Bier und Essen. Also schön lecker Bierchen und eine Calzone bestellt und hinten im Garten hingesetzt. Nick Waterhouse als Hintergrundmusik mitbekommen. Hat funktioniert. Soll aber ganz gut sein der Junge. :-)

Nick Waterhouse – Some Place

Und dann kam die Sonne. Jaaaaaaaaaaa..... Eigentlich schon während WIP aber da ist mir das grad nicht eingefallen.



Und schon entern „Dry The River“ als Main Act (wobei, beim OBS ist jeder Act irgendwie Main Act) die Bühne. Der 2009 gegründete britische Fünfer wird dem Stil des Folk-Rocks zugeordnet. Aufnahmen zu ihrem neuen Album unterbrachen sie extra wegen des OBS-Gigs. Und: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Hymnisch, klagend, melancholisch, befreiend, ausbrechend. Ein tolles Konzert.

Dry The River – New Ceremony

Is it getting better? Ha...wettertechnisch leider nicht. Es bricht eiseskalter Nebel herein. Die Temperaturen fallen ins Bodenlose. Nur ein Gedanke: ab ins Zelt und schön warm einpacken. NOW...

Enter Sunday.

Sonntagsprogramm:

11:30 – 12:40 surprise act

13:10 – 14:00 CROCOZEBRÁ

14:20 – 15:20 CHRISTINE OWMAN

15:50 – 16:50 TORPUS & THE ART DIRECTORS

17:20 – 18:30 THE DESOTO CAUCUS

19:00 – 20:10 THE FLAMING STARS

20:40 – 21:55 COME

22:35 – 23:50 BLAUDZUN

Nachdem der Surprise Act dieses Jahr als mörderisch gute Band angekündigt worden war, entschlossen wir uns direkt, da doch vorbeizuschauen. Die Sonne begann schon durchzugucken, bald sah man nur noch blauesten Himmel. Herrlich.

Tadaaaaaaa...“Murder By Death“
Die Band rund um Adam Turla spielt Rock und alternativen Country. Dies unterlegt mit einem Cello, das ihren Sound Richtung Goth treiben lässt. Dazu noch einen ordentlichen Schuss Western-Style und fertig ist die Mixtur. Singen sie dann noch über Whiskey oder den Teufel, ist das Ganze äußerst stimmig. Wunderbare Überraschung.

Murder By Death - As Long As There Is Whiskey In The World



Während auf der Bühne danach Crocozebra und Christine Owman auftraten, nahmen wir uns eine kleine Grillauszeit, ebenso packten wir schon unsere Sachen ins Auto, da der Wetterbericht, richtig erraten, zu späterer Stunde wieder einmal Regen angesagt hatte.

Crocozebra – Carthago

Christine Owman – Familiar Act

Wenn es dieses Jahr auf dem OBS ein „Next Big Thing“ gab, dann war es für mich auf jedenfall „Torpus & The Art Directors“. Warmer Folk-Pop, durchsetzt von Country - Einflüssen und ihrem fünfstimmigen Chorgesang. Harmonien pur. Marcus Mumford around somewhere? Mitnichten. Die fünf kommen aus Nordfriesland. Doch an ihnen ist nichts kühl. Wie sie sich über den Auftritt beim OBS freuten – einfach schön. Vom Fan zum Künstler. Und die Auflösung, wen wir schon am Samstag auf dem Campingplatz gesehen hatten. (Um ein schönes Video aufzunehmen.) Also: Check them out!!!

Torpus & The Art Directors – Fall In Love



So und jetzt mal etwas weniger euphorisch. The Desoto Caucus – musikalisch sicher über jeden Zweifel erhaben. Leider drängte sich bei uns aber eine latente Langeweile in den Vordergrund. Irgendwie hörte sich alles gleich an, keine Höhen aber auch keine Tiefen, an denen man sich reiben konnte. Klingen wie deus – gut, mochte ich ja auch noch nie. Die wurden beim letzten Konzert ja auch von ihrer Vorband – Balthazar – an die Wand gespielt. Aber liebe TDC: Manche fanden euch echt super, vielleicht fehlt mir nur der Zugang zu eurer Musik. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

The DeSoto Caucus – Live In The Stream

Die Flaming Stars fielen in weiterer Folge einer Autobesuchs- und Döneresspause zum Opfer.



The Flaming Stars – You don’t always want what you get

Come – Thalia Zedek und Kollegen. Was ein Mascis, Mould und Cobain schon 1992 außergewöhnlich gut fanden, klingt jetzt immer noch sehr gut. Erinnerte mich stellenweise an Hole, oder müsste man das umgekehrt sehen? Wahrscheinlich schon. Come fanden sich anlässlich des 20-jährigen Jubiläums ihres Debütalbums „11:11“ wieder in Originalbesetzung zusammen. Das Album wird auch neu aufgelegt. Live eine intensive, druckvolle Performance. Guitars are good. ;-)

Come – Cimarron



Und der Headliner des Abends, in Holland bereits ein Superstar, war dann Blaudzun. Er und sein Orchester ließen sich erstmal Zeit für einen ordentlichen Soundcheck, um dann das OBS im Sturm zu beenden. Ein wunderbarer Abschluss. Wie Johannes Sigmond seine Songs präsentiert, wie sie sich entfalten, wie sie teilweise regelrecht explodieren, das ist Musik auf höchst emotionaler Ebene. Songs wie „Elephants“, „Heavy Flowers“ oder „Who took the wheel“ sind nebenbei noch Ohrwürmer allererster Güte. Zu „We both know“ stimmte das Publikum in das Pfeifen von Blaudzun ein und schuf einen grandiosen Moment der Verbindung zwischen Zuhörern und Künstler. Schön.

Blaudzun – Elephants

Was bleibt also noch zu sagen:

Fein wars, gerne kommen wir wieder. Ein familiäres, entspanntes Festival. Musikalisch eigentlich kaum Ausfälle. (Je nach Geschmack.) Das Wetter war teilweise böse. Aber was stand da auf einem Auto beim Parkplatz: „Et is wie et is!“
Genau. Also Motto: „WIEDERKOMMEN!“ und...


2 comments:

  1. Wie schon gesagt, very nice. :)

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  2. Hach, da kommen erinnerungen, mutig auch die lücken zuzulassen und zu dokumentieren,toll auch die videolinks, danke für eine schöne erinnerung. :)

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